Interview mit Jelena Rakić Matić, Dr. med.

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[Donat] Warum ist es gerade jetzt, wo wir alle die meiste Zeit zu Hause bleiben müssen, so wichtig, ein gut funktionierendes Immunsystem zu erhalten?

[Jelena Rakić Matić, Dr. med.] Nicht nur in dieser Situation, sondern auch sonst, zum Beispiel in der Grippesaison, ist es wichtig, das Immunsystem, das den Körper vor pathogenen Mikroorganismen schützt, in Schuss zu halten und zu stärken. Das Immunsystem bildet ein Bollwerk gegen Viren, Bakterien und andere Krankheitserreger, und je stärker es ist, desto besser können wir eventuelle Infektionen abwehren. Indem wir ein gut funktionierendes Immunsystem bewahren, d. h. indem wir gesunde Gewohnheiten annehmen und beibehalten, sichern wir dem Körper den bestmöglichen Ausgangspunkt im Kampf gegen Viren und Bakterien. Die Tatsache, dass die Leute zu Hause bleiben müssen, bedeutet nicht, dass sie nicht auf Ihr Immunsystem, eine gesunde Ernährung usw. zu achten brauchen und dass sie das Zuhausebleiben automatisch vor Infektionen schützt. Auch in dieser Situation müssen wir für gesunde, abwehrstärkende Lebensgewohnheiten sorgen, indem wir nicht rauchen, abwechslungsreich essen (möglichst viel Obst und Gemüse), nicht zu viel essen, zu Hause Sport treiben, genug schlafen und auch etwas für unsere psychische Gesundheit tun. In der heimischen Isolation dürfen wir unsere Gesundheit nicht vergessen und dass wir, wenn erst einmal wieder Normalität einkehrt, viel Kraft und Elan brauchen werden, um zu unserem gewohnten Alltag, Arbeit, Schule usw. zurückzukehren.

[Donat] Wie hängt die Funktion des Verdauungssystems mit der Funktion des Immunsystems zusammen?

[Jelena Rakić Matić, Dr. med.] Das Verdauungssystem spielt eine wichtige Rolle bei der Erhaltung eines gut funktionierenden Immunsystems. Durch das Verdauungssystem nehmen wir Nährstoffen auf, die der Körper braucht, um das Immunsystem zu stärken und Krankheiten zu bekämpfen. Das Darmsystem gilt als unser größtes Immunorgan und die Darmmikroflora regt unser Immunsystem ständig an, lokale und systemische Antikörper zu produzieren. Eine ausgewogene Darmbakterienflora ist äußerst wichtig für die Gesundheit, und jede Art von Ungleichgewicht kann die Funktion des Immunsystem beeinträchtigen. Die Folge sind unterschiedliche klinische Bilder und Erscheinungen.

[Donat] Glauben Sie, dass nun, wo die Leute größtenteils zu Hause sind, Probleme mit Verstopfung häufiger auftreten? Wenn ja, warum?

[Jelena Rakić Matić, Dr. med.] Genaue Daten haben wir zwar nicht, doch lassen Patientengespräche auf eine erhöhte Anzahl von Menschen, die sich mit diesem Problem herumschlagen, schließen. Die Gründe dafür sind sicher Bewegungsmangel, weil wir zu Hause bleiben müssen, eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr und natürlich die Ernährung, denn die Leute vergessen häufig, sich gesund zu ernähren, d. h. dass sie weniger Obst und Gemüse und stattdessen mehr Backwaren sowie Wurst- und Trockenfleischwaren zu sich nehmen. Es ist verständlich, dass in dieser Situation nicht jeder Zugang zu entsprechenden Geschäften und somit die Möglichkeit für eine ausreichend abwechslungsreiche Ernährung hat, doch sollte man auf keinen Fall vergessen, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen, zu Hause Sport zu treiben und bestimmte Nahrungsmittel zu meiden bzw. gesunde Mahlzeiten zu planen.

[Donat] Eine ausgewogene Ernährung kann sehr viel zur Erhaltung eines gut funktionierenden Immunsystems und einer gesunden Verdauung beitragen. Wie lauten Ihre Ernährungsempfehlungen?

[Jelena Rakić Matić, Dr. med.]In der momentanen Situation müssen wir in unseren Erwartungen anderen gegenüber realistisch sein und uns auf Ratschläge konzentrieren, die nützlich sind, bzw. auf das, was die meisten zu Hause tun können. Wir empfehlen ausreichend Flüssigkeit, gekochte Mahlzeiten und mit Dampf oder Olivenöl zu garen. Fettreiche, frittierte oder stark gebratene Speisen sollten möglichst gemieden werden. Außerdem sollten täglich reichlich Obst und Gemüse auf den Tisch kommen. Auch Vollkorngetreide, Joghurt und andere fermentierte Milchprodukte tun dem Verdauungssystem gut.

[Donat] Sie behandeln viele Patienten mit chronischen Krankheiten, wie Diabetes oder Bluthochdruck. Was raten Sie ihnen jetzt, wo Sie wegen der Coronavirus-Pandemie nicht zu Ihnen in die Praxis kommen können?

[Jelena Rakić Matić, Dr. med.] Für Hausärzte ist dieser Zustand sehr ungewöhnlich, da wir den täglichen Kontakt mit unseren Patienten gewohnt sind. Wegen der epidemiologischen Situation und der eingeführten Maßnahmen finden unsere Beratungen größtenteils per Telefon, E-Mail, Viber, Skype usw. statt. Die Ratschläge sind dieselben, wie sonst auch, nur das etwas mehr Betonung auf der Bedeutung der Selbstbeherrschung der Patienten gelegt wird. Wie bisher, ist es wichtig, alle Empfehlungen bezüglich der Ernährung und Lebensweise zu befolgen und das, was im Moment nicht möglich ist, also körperliche Aktivität im Freien, möglichst zu Hause zu ersetzen. So schicken wir unseren Patienten zum Beispiel per E-Mail Anleitungen für Übungen, die sie zu Hause durchführen können, um ihr körperliche Aktivitätsniveau zu erhöhen. Bluthochdruck-Patienten raten wir, auch weiterhin auf ihren Salzkonsum zu achten, sich zu Hause regelmäßig den Blutdruck zu messen und bei eventuellen Veränderungen einen Arzt zu konsultieren. Dasselbe gilt für Diabetes-Patienten – es ist wichtig, dass sie sich an den empfohlenen Speiseplan halten und regelmäßig ihren Blutzucker kontrollieren. Die Empfehlungen bleiben also dieselben und es ist wichtig, die Patienten daran zu erinnern.
Ich möchte hervorheben, dass wir über alle Kommunikationskanäle erreichbar sind, dass wir aber momentan an mehreren Enden gleichzeitig arbeiten. Da die Beratung am Telefon eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt, bitten wir die Patienten, geduldig zu sein – wir widmen uns jedem.

[Donat] Müssen wir uns nach der Coronavirus-Pandemie auf eine Epidemie nicht-ansteckender Krankheiten, oder besser gesagt, Stoffwechselkrankheiten als Folge schlechter Gewohnheiten während der Zeit der sozialen Distanzierung gefasst machen?

[Jelena Rakić Matić, Dr. med.]Wir können nur hoffen, dass dies nicht passiert und dass wir möglichst glimpflich davonkommen. Im Moment ist es wichtig, die Epidemie zu besiegen, doch sollte dabei nicht vergessen werden, dass Diabetes, Bluthochdruck, die chronisch obstruktive Lungenkrankheit, Asthma, chronische Nierenerkrankungen und onkologische Erkrankungen nicht fragen, ob wir uns gerade mit dem Coronavirus herumschlagen, oder nicht. Gleichzeitig dürfen wir auch nicht ansteckende chronische Krankheiten nicht außer Acht lassen, die in den führenden Ländern der Welt, unabhängig von der momentanen Coronavirus-Pandemie, das größte öffentliche Gesundheitsproblem darstellen. Auch die dürfen wir nicht außer Acht lassen, damit es nicht zu einem Anstieg unbehandelter und neuerkrankter Personen mit nicht ansteckenden chronischen Krankheiten kommt, was eine Reihe anderer Folgen hätte. In diesem Kampf und Bestreben brauchen wir auch die Hilfe und das Verantwortungsbewusstsein der Patienten, damit wir am Ende stärker sind und die Folgen so glimpflich wie möglich sind.

[Donat] Empfehlen Sie Ihren Patienten irgendwelche Nahrungsergänzungsmittel und ist es möglich, den Körper mit einer abwechslungsreichen, maßvollen und ausgewogenen Ernährung mit allem Vitaminen, Mineralstoffen, Antioxidantien und anderen Stoffen zu versorgen, die er für ein gut funktionierendes Immunsystem braucht?

[Jelena Rakić Matić, Dr. med.]Ich setze auf eine abwechslungsreiche, maßvolle und ausgewogene Ernährung, denn ich bin der Meinung, dass es keine Wunderpille gibt, die das alles, so wie auch gesunde Lebensgewohnheiten allgemein, ersetzen kann. Wegen des schnellen Lebenstempos ist es oftmals leichter, auf Nahrungsergänzungsmittel zurückzugreifen, doch hat eine ausgewogene Ernährung sicher ihre Vorteile. Dies gilt natürlich nicht für Patienten, bei denen klinische Indikationen für das Verschreiben solcher Nahrungsergänzungsmittel vorhanden sind.

[Donat] Sie sind Mutter eines kleinen Mädchens. Wie ermuntern Sie Ihre Tochter jetzt, wo sich die täglichen Routinen geändert haben, zu einer gesunden Ernährung und körperlicher Aktivität?

[Jelena Rakić Matić, Dr. med.]Bei Kindern ist es sehr wichtig, den gewohnten Rhythmus und Zeitplan möglichst beizubehalten – natürlich unter Berücksichtigung der momentanen Situation. Im Internetzeitalter findet man problemlos Übungen, Tänze und interaktive Inhalte, mit deren Hilfe Kinder jeden Alters körperlich aktiv bleiben können. Noch besser ist es natürlich, wenn die Eltern dabei mitmachen, sodass die ganze Familie gemeinsam Sport macht und Spaß hat. Was die Ernährung betrifft: Greifen Sie nicht zu Süßigkeiten und ungesundem Essen, um Ihren Kindern die Langeweile zu vertreiben oder um sie aufzuheitern. Für die ganze Familie gilt es, auf eine regelmäßige und ausgewogene Ernährung zu achten. Dabei können Sie Ihren Kindern auch erklären, welche Rolle eine gesunde Ernährung bei der Bekämpfung von Viren und Bakterien spielt.

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